Leitung: PD Dr. Hans-Martin Kaulbach
Übersetzungsleistungen der Kunst: Bilder von Frieden und Friedensverträgen
Das Stuttgarter Teilprojekt untersucht die aktive Rolle von Bildern in der frühneuzeitlichen Diplomatie, Friedenspublizistik und politischen Repräsentation. Leitend sind dabei die Fragen:
Wie wird Frieden grenzüberschreitend und sprachübergreifend visualisiert? Welche bildlichen Medien sind fester Bestandteil
diplomatischer Praxis?
Künstler, die wie Peter Paul Rubens (1577–1642) ihre Kompetenzen als Diplomat mit künstlerischer Arbeit kombinieren,
genießen Achtung als bedeutende Friedensvermittler. Maler wie Anselmus van Hulle (1661– nach 1674), Gerard ter Borch (1617–1681)
oder Joachim von Sandrart (1606–1688) werden auf Friedenskonferenzen mit Diplomatenbildnissen beauftragt, die in Porträtstichen weite
Verbreitung erreichen. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 erscheinen in großer Zahl Flugblätter, die Frieden einerseits im Bildbericht
dokumentieren, andererseits als Allegorie deuten und überhöhen. Die Druckgraphik erweist sich als überaus wichtiges Medium, das die
öffentliche Wahrnehmung von zwischenstaatlichen Friedensschlüssen steuert, indem es diplomatische Akte nicht nur reproduziert,
sondern auch inszeniert. Friedensallegorien in Malerei, Skulptur, Münzen und Medaillen treten hinzu.
Rezeptionsgeschichtliche Forschungen untersuchten die Fragen der Bildlichkeit für einzelne bedeutende Friedenskongresse
zumeist anlässlich von Jubiläumsausstellungen. Eine systematische Gesamtdarstellung der Bildkultur des Friedens steht derzeit noch aus.
Der Fokus des Stuttgarter Teilprojektes ist auf die medialen Vervielfältigungen von Friedensbildern und deren Übertragungen in einen neuen Kontext gerichtet. Es geht also um den Weg, den ein Bild – eine Personifikation wie Pax, symbolische Gesten wie »Friedenskuss« oder »Schwören«, Handlungsmotive wie »Schwerter zu Pflugscharen«, Symbole wie Ölzweig oder Caduceus – zurücklegt, welche Transformation es erfährt und welcher Bedeutungswandel dabei festzustellen ist. Im Ergebnis werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Aufbau der Bilder, bei der Auswahl des Mediums und in der Methodik der Darstellung erforscht. Im Rahmen des BMBF-Förderprogramms Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften soll dabei aufgezeigt werden, wie Künstler als Übersetzer fungieren und Bilder die Reichweite des Kommunikationsprozesses ausdehnen.
Ein von Hans-Martin Kaulbach angelegtes, sammlungsübergreifendes Bildarchiv erweitert die Bestände der Staatsgalerie Stuttgart.
Zielsetzung des Stuttgarter Teilprojektes ist es, Friedensbilder für die vergleichende Analyse verfügbar zu machen. Als Ergebnis wird
nicht nur eine Ausarbeitung in Form einer Publikation vorliegen, sondern gleichzeitig werden wertvolle Instrumente für weiterführende
Recherchen zur Verfügung stehen. Die Staatsgalerie Stuttgart wird ein breites Spektrum von Friedensbildern als recherchierbare Seiten
in ihrem Digitalen Katalog bereitstellen:
« Digitaler Katalog ».
Mit dieser Aufbereitung der eigenen Bestände wird der Nukleus eines digitalen Corpus Friedensbilder geschaffen. Zum Abschluss der Forschungen ist eine Kabinettausstellung geplant, die mit repräsentativen Werken aus dem reichen Bestand der Stuttgarter Graphischen Sammlung das Thema Frieden und Friedensdiplomatie für die breite Öffentlichkeit sichtbar machen soll.
Mitarbeiterin: « Dr. Cornelia Manegold »
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